In Malsch wurden nach den Aufzeichnungen von Lore Ernst in der Geschichte des Dorfes Malsch von 1700 bis 1800 drei Schmieden betrieben. Im 19. Jahrhundert wurde von Anton Laible (geb. 1827) die Schmiede in der Kreuzstraße eröffnet.
Nach den Einträgen im historisch, statistisch, topographischen Lericon des Großherzogtums Baden von 1814 gab es vier Schmieden, drei Nagelschmieden und einen Messerschmied.
Ignatz Laible (geb. 1864) führte die Schmiede weiter und übergab sie an seinen Sohn Berthold (geb. 1900). Dessen Sohn Josef führte diese bis Mitte der 1950ger Jahre als Huf- und Nagelschmiede. Ab und an hat er bis 1975 noch den Reif eines Holzrades hergestellt oder eine Sense gedengelt.
Die Räume im Schmiedegebäude waren vermietet, im Wohnhaus wohnte Schwester Klara (betrieb die Milchzentrale und verkaufte Milch und Käse im "Milchauto", das regelmäßig durch Malscher Straßen fuhr)
Die Schmiede legte sich in einen Dornröschenschlaf.
Trudel Keip, geb. Stippig, Nichte von Josef Laible, erbte das
Anwesen von ihrer Tante Klara, einer der Schwestern Laibles. Sie verkaufte es 2008 der Gemeinde Malsch mit der Maßgabe, die vollständig eingerichtete Schmiede als Museum zu
erhalten.
Der Kauf der Gemeinde erfolgte auf Initiative der Heimatfreunde Malsch e.V. unter dem damaligen Vorstand Josef
Bechler.
Fast 15 Jahre wurde geplant, geändert und schließlich standen die Gebäude kurz vor einem Bieterverfahren. In den schwierigen Zeiten der Pandemie wurde 2020 der Verein K15 Alte Schmiede Malsch e.V. gegründet und überzeugte die Gemeindeverwaltung, das Projekt einem sinnvollen Zweck zuzuführen und in den nächsten 10 Jahren restaurieren zu können. Der Verein kaufte die Gebäude und kann das Grundstück für die nächsten 100 Jahre in Erbbaupacht nutzen.
Als sich der SWR 2009 die Schmiede als Drehort für den Märchenfilm der Froschkönig meldete, feuerte „Joschi“ Laible die Esse nochmals an.
Richy Müller schwang als der Eiserne Heinrich den Hammer und für einige Tage wurde die Schmiede zum Leben erweckt.
Urheber: SWR/Daniel Flaschar Richy Müller als Heinrich
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Um 1900 wurde das linke Gebäude auf dem Anwesen Kreuzstraße 15 errichtet. Der rechte Teil mit dem kleineren Wohnhaus bereits 1839.
Fast jedes Dorf hatte früher seinen Schmied. Der Alltag wäre sonst unweigerlich ins Stocken geraten, schon weil Pferde und Wagen
ohne Hufeisen und metallene Reifen um die Holzräder bald nicht diensttauglich gewesen wären.
Diese Zeit ist längst vorbei. Umso erfreulicher, dass in dem historischen Betriebsgebäude in der Kreuzstrasse 15 trotzdem noch die komplette technische Ausstattung und die Organisation einer Schmiedewerkstatt im Originalzusammenhang veranschaulicht werden kann. Im Mittelpunkt der Schmiede steht der Schmiedeherd, die Esse. Hier wurde das Schmiedefeuer entzündet. Das geschah wie vielerorts üblich: Die Schmiedekohle – keine Braunkohle, sondern im Idealfall ein Gemisch aus Steinkohle und Koks – wurde in eine Feuerschüssel geschichtet und mit Papier und Holz entzündet. Dann wurde das Feuer durch ein Gebläse kräftig angeheizt.
Ganz entscheidend beim Schmieden ist die Temperatur. Um möglichst präzise arbeiten zu können, übten die Schmiede ihr Handwerk im Halbdunkel aus, denn je dunkler es war, desto besser konnten sie die Glühfarben des Stahls erkennen.
Es ist rund 1.500 Jahre her, dass es erstmals in Europa gelang, schmiedbares Eisen herzustellen. Seit dieser Zeit hatte jede Schmiedewerkstatt eine große Feuerstelle, einen Amboss und einen Meister, der mit der Kraft seiner Arme glühendes Eisen schmiedete. Kaum ein anderes Handwerk sieht so leicht aus und erfordert doch sehr viel Übung.
Nicht Theorie, sondern jahrelange Erfahrung befähigt den Schmied, den Hammer so sicher zu führen wie der Geiger seinen Bogen. Erst nach einiger Zeit erkennt er an der Farbe seines Werkstücks die Temperatur. Das ist sehr wichtig: Denn wenn die sogenannte Schweiß-temperatur – zwischen 1.800° und 2.000° – erreicht ist, muss das Eisen sofort aus dem Feuer, sonst verbrennt es. Innerhalb kürzester Zeit, in der das Eisen richtig heiß ist, muss das Werkstück bearbeitet werden. Das erfordert klug dosierte Kraft und ein gutes Auge.
Denn wird das Werkstück wieder und wieder ins Feuer gelegt, beginnt es spröde zu werden und bricht leicht. Die Kunst besteht darin, dem Material die exakte Form, Dichte, Festigkeit und Elastizität zu geben.
Das wichtigste Werkzeug für die meisten Arbeitstechniken des Schmieds steht in unmittelbarer Nähe der Esse: der Amboss. Hier wird der glühende Stahl mit dem Hammer bearbeitet. Der auf einem Holzklotz gelagerte Amboss besteht aus Stahl und klingt hell, wenn er mit dem Hammer getroffen wird. Das typische Geräusch für eine Schmiede. Gehärtet wurde der geschmiedete Stahl im Wasser.
Textausschnitte aus Beschrieb einer Schmiede in Menzelen von Ralf J. Günther
SCHWARZE KUNST
Ein Bericht über das Schmiedehandwerk
#heimat - Ausgabe 4/2020
der Genussbotschafter für den Schwarzwald
In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.
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Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verlages Tietge GmbH, Offenburg